Standortbestimmung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf von fünf Freiburger Institutionen, Oktober 2018.

 

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für Familien mit Kleinkindern DIE Herausforderung schlechthin. Damit Familien die traditionellen Rollenbilder – der Vater ernährt die Familie, die Mutter kümmert sich um Haushalt und Kinder – hinter sich lassen können und Frauen die gleiche beruflichen Chancen wie ihren Partnern offenstehen, müssen Betreuungsangebote für Kinder geschaffen werden.

 

In diesem Sinn begrüsst Pro Familia die Inkraftsetzung des zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubs per 1. Januar 2021. Zwar ist der Vaterschaftsurlaub nur halb so lang wie ursprünglich gefordert, doch immerhin hat er etwas in Gang gesetzt! Der Vaterschaftsurlaub ist ein zentrales Element einer zeitgemässen Familienpolitik. Wie der Mutterschaftsurlaub wird er über die EO finanziert und die anspruchsberechtigten Väter erhalten eine Entschädigung für den Verdienstausfall im Umfang von 80 Prozent ihres Lohns. Die gute Nachricht ist, dass der Vaterschaftsurlaub dank dem Rückgang der Militärdiensttage, der seit einigen Jahren zu beobachten ist, schon fast vollständig finanziert ist.

 

Bis Ende 2020 hatten die meisten Väter bei der Geburt ihrer Kinder Anspruch auf gerade mal einen Urlaubstag. Laut einer Studie, die Pro Familia Schweiz im Auftrag des Kantons St. Gallen durchgeführt hat, wünschen sich 90 Prozent der Schweizer Männer mehr Zeit und Flexibilität, um für ihre Kinder da sein zu können. Die Anwesenheit der Väter ist für eine harmonische Familienentwicklung unabdingbar. Mütter sind in der wichtigen Zeit, die auf die Geburt eines Kindes folgt, auf die Unterstützung ihrer Männer angewiesen, gerade beim ersten Kind. Auch die Kinder haben ein Recht auf einen guten Start ins Leben in einem ruhigen familiären Umfeld. Dafür braucht es beide Eltern, und zwar von Anfang an.

 

Da mit dem Vaterschaftsurlaub die beruflichen und laufbahnspezifischen Risiken «aus familiären Gründen» fair auf beide Elternteile verteilt werden, wird auch ein gewisses Gleichgewicht zwischen den beiden Geschlechtern wiederhergestellt. Der Vaterschaftsurlaub macht aber auch aus wirtschaftlicher Sicht Sinn, weil das Potenzial der Frauen besser ausgeschöpft wird. Die Einbindung der Väter zuhause erleichtert Frauen die Wiederaufnahme der Erwerbstätigkeit und damit wiederum kann dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.